Ich muss heute
zuerst einmal über das sauteure Tagebuch schimpfen. 20€ hat es mich gekostet,
die beiden Lesezeichen sind nach 4 Tagen abgefallen, die tolle Tasche für
Dokumente oder so ist seit Längerem aufgerissen, so das fast alles herausfällt
und der tolle Kunstledereinband oder was das darstellen soll, löst sich seit
Beginn ab und jetzt fallen auch noch Seiten heraus. Na toll. Dabei behandele
ich es sehr vorsichtig, verpacke es immer in einer großen Tüte, die ich
mehrfach um das Buch wickeln kann und es hat immer einen Ehrenplatz an der
Rückenwand des Rucksacks. Wenn ich den erwische, der die so überteuert
verkauft…!
Heute früh wachte
ich auf und wähnte mich am Lagerfeuer, so sehr hat der Ofen gestunken.
Ungeduscht zog ich mich an und dann lief der komische Deutsche los. Ohne
Rucksack, ohne Alles. Keine Ahnung, was der treibt und wo der wirklich
herkommt. Dass er so krank geworden ist, wundert mich kaum, es hat bei Weitem
nicht jede Herberge eine Decke, geschweige denn die Heizung an.
Wir liefen den
ganzen Hügel wieder hinunter und kamen in ein Dorf, in dem sich eine berühmte
Wandmalerei an einer Hauswand befindet. Ein Pilger, der ganz viel unnötiges
Zeug mit sich herumschleppt und sich eigentlich nur das Chillen auf dem Sessel
wünscht. Berühmt meint hier natürlich Jakobsweg- berühmt.
Hier machten wir
Pause auf den Bänken und vor einer Bar saß ein wirklich süßer Hund, mit dem ich
viel gespielt und geschmust habe.
Ein paar Km später
mussten wir uns zwischen 2 Wegen entscheiden. Der eine Weg führte durch ein
Industriegebiet und der Andere sollte 500m länger, aber viel schöner sein. Da
anscheinend nur mein Buch genügend Informationen über diesen Weg bereithielt,
waren Allan und ich die Einzigen, die ihn nahmen. Es ging über einen matschigen
Sandweg und wir mussten teilweise im Feld laufen, um nicht unterzugehen.
Besonders entspannt war das nicht, wurde aber nach etwa 2 Km besser. Wir liefen
um einen Flugplatz herum und machten im Ort dahinter Siesta an einem Brunnen.
Dort mussten wir
erst einmal herausfinden, wie man dem Brunnen das Wasser entlocken kann, bis
wir durch Zufall einen Knopf auf dem Boden entdeckten, auf den man treten
musste. Wir aßen Sonnenblumenkerne und unterhielten uns lange und gut. Da von
hier aus ein anderer Weg nach Burgos ausgeschildert war als in meinem Buch
beschrieben ist, folgten wir den Pfeilen, die uns entlang einer Hauptstraße
nach Burgos hineinführten. Wir wissen nicht, ob er der Weg jetzt nicht
vielleicht doch länger war oder nicht, besonders hübsch war er jedenfalls
nicht. Vielleicht hätten wir uns doch den Weg, der noch ein bisschen durch die
Natur ging, gönnen sollen. Aber uns taten die Füße weh und wir hofften, dass
das hier die ultimative Abkürzung war.
Wir liefen durch
Vororte und bald lange Strecken durch Burgos. Wir mussten zwischendurch fragen,
wie weit es noch bis zur Kathedrale ist, denn wir hatten ohne mein Buch keine
Ahnung, wie lange wir noch laufen mussten. Meine Füße taten so weh, dass ich es
nicht mehr aushielt und etwa 2 Km vor dem Ziel die Stiefel ausziehen musste.
Ich zog meine Crocs an und hing mir die schweren Stiefel um den Hals. Die Idee
war nicht so gut, es zerrte doch ganz gut im Nacken und ich war den Düften der
Stiefel ausgesetzt.
Ich sags ja, steinige Wege |
Die Betten waren
toll, immer ein Etagenbett, abgetrennt von den anderen Betten, mit Schränken,
eigenem Licht im Bett und Steckdose. Das war nach der Herberge in Atapuerca
echt eine Wohltat.
Nach einer
ausgiebigen Dusche lief ich durch die Altstadt von Burgos und sah mir die
Kathedrale von außen an (ich wollte keine 2,50€ Eintritt zahlen) und badete
meine müden Füße in einem Fluss. Dort entdeckte ich, dass meine Handykamera
eine Panoramafunktion hat. Gut zu wissen. Ich weiß nicht, wie die Qualität der
Bilder ist, aber ich habe fleißig Blödsinn fotografiert!
Später traf ich mich
mit den Jungs. Nachmittags war jeder seinen eigenen Weg gegangen, weil er
unterschiedliche Sachen vorhatte. Allan konnte nicht mehr laufen, blieb in der
Herberge und rauchte lieber sein in Belorado erworbenes Gewächs. Philippe (der
eigentlich Filipe geschrieben wird, wie ich gestern lesen konnte, aber ich
werde es ignorieren) kam auf den Balkon und bemerkte, dass es hier ja "so
riecht". Wir alle deuteten es so, dass er den Joint erkannt hat und
wunderten uns nicht, dass er Allans Einladung annahm und auch ein paar Züge
nahm. Später erfuhren wir, dass er es nicht gewusst hat und erst einmal ein
paar Stunden schlafen musste (außer Allan hat übrigens niemand gekifft, nicht
dass hier Gerüchte entstehen).
"Der Engel" |
Wir liefen durch die
große Kirche und sahen einen kleinen Engel, der aussah, als müsse er ganz
dringend auf die Toilette. Weil sich das aber für einen Kathedralenengel nicht
gehört, bleibt er tapfer sitzen.
Also entweder soll
der etwas anderes ausdrücken (oh je, dieses Wortspiel) oder da hatte ein
Bildhauer viel Humor.
Dann sahen wir einen
Raum in der Mitte mit einem großen geöffneten Tor. Wir waren uns dennoch nicht
ganz sicher, ob man da wirklich reindarf und als ich mutig vorgehen wollte und
den Fuß auf die Metallbegrenzung setzte, ertönte plötzlich sehr laut die Kirchenglocke.
Ich muss ziemlich zusammengezuckt sein und fühlte mich erwischt und wir mussten
alle unangemessen laut lachen.
Nach der
Besichtigung, die echt lange dauerte, machten wir uns ausgehungert auf den Weg,
einen Supermarkt aufzutreiben und überlegten, wo wir etwas essen konnten. Da
wir nirgendwo etwas fanden, was uns zusagte, machten wir den Fehler, hungrig
einkaufen zu gehen und es kam, wie es kommen musste: Wir verließen den Laden
hoffnungslos überladen. Na toll. Ich werde morgen 2 Kg mehr tragen müssen. Ich
hatte extra eine große Rolle Kekse und so für den Abend gekauft, aber nach dem
Essen waren wir alle so vollgestopft, das niemand mehr etwas essen konnte.
Wir haben nämlich
den besten Pizzaladen Spaniens entdeckt, an dem gerade der günstige Rabatttag
war und kauften uns leckere Pizzen. Die war echt gut (Cheeseburger- bacon),
aber auch so mächtig, dass ich 2 Stücke einpacken musste. Die habe ich dann in
der Herberge an Philippe und Patrick verschenkt.
Morgen müssen wir
aufgrund der Winteröffnungszeiten der Herbergen 32 Km laufen. Das wird schlimm,
vor Allem, weil ich gerade neue Blasen an den Füßen bekommen habe… Und morgen
geht es in die Meseta.